Zigarettenarithmetik

„Natalie!“, sage ich zu dem vor mir im Raucherkammerl sitzenden Wrack mit dicken Sonnenbrillen und fahler Haut.

„Zwickel?“, sagt Natalie zu dem vor ihr im Raucherkammerl sitzenden Wrack mit Gintonic-Fahne und weichen Knien.

„Wie lang wars gestern noch?“

„Make an educated guess“.

„Nach Adam Riese 3:54“.

“Wie kommst du drauf?”

„Nun Frau Kollegin. Wenn mich die Nebeltücher um mich herum nicht täuschen, verließ ich dich gegen 1:20 in der Karaokebar. In deiner Zigarettenpackung waren zu diesem Zeitpunkt noch fünf Tschick. Bei einer Rauchrate von einer Zigarette alle 10 Minuten ist es 2:10 Uhr. Vor dir liegt ein Packerl Camel – nicht deine Marke, und das einzige, was sie in der Karaokebar haben. In diesem Packerl sind noch 13 drin. Abzüglich der jetzigen, und einer nach dem Aufstehen auf dem Weg zur Bim,  hast du zwischen 2h früh und dem potentiellen Ende des Abends noch fünf geraucht. Schwankungsbreite von 2 ziehe ich ab: 3:50“

„Soweit ganz gut. Aber du sagtest 3:54“

„Vier Minuten für Klo – zurück zur Bar – Zigaretten kaufen“.

„Wow. Ich bin begeistert, Herr Kollege!“

„Gell?“

„Stimmt nur leider überhaupt nicht. Ich musste in der Karaokebar zwei Packerln kaufen und habe ungefähr 7 geschnorrt. Ein paar habe ich gar nicht zu Ende geraucht, und auf dem Weg zur Bim warens drei. Und jetzt rechne mal …“

„7:15“

„Verdammt! Kommt hin, woher weißt du das?“

„Blitzschnell berechnet. Angewandte Zigarettenarithmetik.“

Natalie winkt ab und stirbt ein wenig vor sich hin.

Wieder am Arbeitsplatz lese ich noch einmal die SMS von heute Morgen:

„Boaaaah, Zwiggi, endlich daheim. Bei mir wird’s heut später. Lg Natalie“.

Abgeschickt um 7:15.

(wer jetzt den Rechenfehler findet, dem spendiere ich ein Bier)