Ganz mit ohne Oliven ist auch ein Schas!
Der 18. Februar naht mit Riesenschritten. Für die gottloseren unter den Lesern sei an dieser Stelle kurz der Bildungsauftrag dieses Blogs hochgehalten: an diesem Tag beginnt heuer, zugegeben recht früh, die Fastenzeit. Grund genug, heute vormittag in der Redaktion hochoffiziell die alljährlich stattfindenden „Und-wer-bitte-ist-jetzt-die-härtere-Sau-von-uns“-Spiele zu eröffnen. Kein Zucker, so verkündete Kollegin Natalie großspurig, werde ihr heuer über die Lippen kommen, die so bomfortionell ihr gewöhnlich in Schmollhaltung geparktes Mündchen formen. Lame, Mademoiselle, äußerst lame, kommentierte ich geistesgegenwärtig, dabei ein dezent gelangweiltes Gähnen simulierend. Als Natalies erster shared-office-infrastructure-buddy (neudeutsch für: wir sitzen im selben Büro) ist es meinen wachsamen Augen nicht entgangen, dass das Luder den Zuckerverzicht bereits seit mindestens Anfang dieses Jahres praktiziert. Seither von Natalie verübte Terroranschläge auf das Kollegium (Stichwort: selbst gebackener Marmorkuchen ohne Zucker, dafür aber mit mehreren Zentnern getrockneter Früchte), haben in bester Marodeursmanier peristaltierend ihre Furchen in unser aller Magen-/Darmtrakte hinterlassen. Und selber, pfauchfrägt Natalie und tut, was sie am besten kann: theatralisch die Augen verdrehen, auf dass die ganze Welt sehe, wie arm sie ist, sich mit einem wie mir dasselbe Erdenrund teilen zu müssen.
Die Frage per se ist aber gut, sehr gut sogar, denn höchste Vorsicht ist bei der Auswahl des Objekts meines Verzichts angezeigt. Dazu ein kleiner Auszug aus den Schlagzeilen aus der Hernalser Lokalpresse der letzten Jahre: „Paukenschlag: Ottakringer Brauerei plant Verkauf an Disney!“ (in diesem Jahr hatte ich in der Fastenzeit dem Bier entsagt); „Immer mehr Trafikanten insolvent – Verteidigungsminister droht Vatikan mit Einmarsch!“ (keine Zigaretten); „Schlachthöfe am Limit: Schönbrunner Pandabären müssen polnischen Mastschweinen weichen!“ (kein Fleisch); usw., usf. Selbst Natalie sah ein, dass es eines gerüttelten Maßes an diplomatischem Fingerspitzengefühls bedarf, einem lebensfrohen Vollzeithedonisten wie mir, in der Fastenzeit so mir nichts dir nichts, Dinge zu verbieten. Ein zweistündiges Brainstorming schaffte jedoch Abhilfe und gebar die perfekte Magister-Zwickel-Fastenzeit-Verzichts-Liste:
- keine grünen Oliven
- keine Zigaretten am Weg vom oder zum Büro (gültig an Wochentagen mit einem „K“)
- kein Atmen in Aufzügen (gilt für die Stockwerke 1–3 und 17-19)
- kein Flirten mit Augustinverkäufern (Augustinverkäufer muss im Besitz einer noch mindestens acht Monate gültigen Vertriebslizenz sein)
- kein Zucker (außer an Tagen, an denen Natalie keinen zu sich nimmt)
- kein Fleisch (gilt nur für Fleisch der Unterfamilie der Beuteltiere und Beutelsäuger (Wombat, Koala, Opossum, etc.))
Mit dieser ausgeklügelten Aufstellung wähnten sich Natalie und ich in Sicherheit und posteten sie in unsere redaktionsinterne „Und-wer-bitte-ist-jetzt-die-härtere-Sau-von-uns“-Facebookgruppe. Dabei hatten wir die Rechnung allerdings ohne die NSA gemacht, denn schon eine halbe Stunde später tickerte es ungemütlich aus dem APA-Nachrichtenschreiber: „Griechenland empört über drohenden Oliven-Boykott: Tsipras droht Papst mit würdevoller G’nackwatsch’n!“
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